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Die Idee

 Sternengleiche Vielfalt: Tulipa turkestanica

Seit den späten 80er Jahren des 20. Jhs. ist der Garten immer stärker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt: ästhetisch, historisch und ökologisch. Als konkreter Ort kann der Garten unterschiedlichenste Gestalt annehmen, vom Zier- und Nutzgarten bis hin zum Schloss- oder Klostergarten. Angesiedelt zwischen Natur und Kultur, war der Garten von jeher ein Ort der Produktion für Kunst und Architektur, für Literatur und Musik.

Er ist ein Spiegel sozialer und politischer Sphären, und zugleich Sinnbild für ein entschwundenes Paradies jenseits der weltlichen Ordnungen. Als Modell für Wissenspflege und -organisation findet man „den Garten“ in der Biotechnik, als Prinzip sozialer Netzwerke in der Computerprogrammierung und in der Zukunftsforschung.

Doch das eigentliche Potential des Gartens liegt nicht in seiner Anwendbarkeit als Modell, das in andere Bereiche eingepasst wird. Es liegt in ihm selbst, in seinem Miteinander an Vielheiten, die einander abwechseln, sich ergänzen, und in ihrer Wandlungsfähigkeit immer neue Anknüpfungspunkte schaffen. Ein Garten ist nicht ein Ort, sondern viele Orte; nicht ein System, sondern viele Systeme.

Datscha-Radio

Datscha-Radio nimmt den Garten in all seiner Vielfalt als Grundlage und schöpft aus seinen Potentialen: direkt am Standort,  aus der Natur und ihren Gewächsen, aus dem Wissen der Gärtner und aus der unerschöpflichen Fülle der mit ihm verbunden Welten. Die Kombination von Garten und Radiotechnik rührt direkt an die Grenzen zwischen dem Realen und dem Imaginären, zwischen Materialität und Vision. Datscha-Radio ist ein Radiokunstprojekt, das vom Fachbereich für Kunst und Kultur des Bezirksamts Pankow-Berlin gefördert wird.

Garten und Radio: Passt!

Datscha-Radio ist konzentriert auf den Garten:

  • künstlerisch: als akustische Landschaft (Klangkunst, Feldaufnahmen, Komposition)
  • gemeinschaftlich (eigene Beiträge der Gärtner und Mitglieder der umliegenden Parzellen)
  • als (orts)politisches Feld (Kommunalpolitik, Selbstbestimmung, Recht auf Natur)
  • als persönlicher Lebensraum ( Gartenarbeit und -freuden, Urlaub im Garten, Gemeinschaft)
  • als Diskursform und Thema (Urban Gardening, Gartenphilosophie, -architektur und -poesie, Interviews und Gespräche)
  • als lebendiges Organisationsprinzip seines Programms

Datscha-Radio wohnt im Garten, arbeitet im Garten und sendet aus dem Garten. Zu Wort kommen: Gärtner und Gartennachbarn, Künstler (mit Themenschwerpunkten Garten/Natur), Zufallsgäste und Kuratoren. ­Und so wie ein guter Gärtner seine kostbarsten Pflanzen stets mit seinem Nachbarn teilt, kooperiert auch Datscha-Radio im Austausch mit anderen, internationalen Radiostationen.

Berlin – Rosenthal

 Rosenthal, Kirche (Foto: Hasemuck 64)

Berlin ist die Stadt mit den meisten Schrebergärten Deutschlands und so bildet die (Klein-) Gartenkultur seit ihren Anfängen Ende des 19. Jh. einen wichtigen Teil der Kultur(en) Berlins. Der „Schrebergarten“ gewann seit den 90ern mehr und mehr an Aufmerksamkeit: als ökonomisches und ökologisches Modell, als soziokulturelles Feld und als urbaner Zufluchts- und Erholungsort.

Berlin ist zugleich eine der internationalsten Städte der Welt. Und die Gartenanlage “Einigkeit”, nördlich von Pankow im Stadtteil Rosenthal gelegen, ist mit knapp 1000 Parzellen eine der größten Berlins.
Die Adresse von Datscha-Radio ist die Mönchmühler Str. 12, Parzelle 665 in der Garten- und Siedlergemeinschaft Einigkeit e. V..  Der Garten ist teils Nutz-, teils Ziergarten; die “Datscha” darauf hat etwa 60 qm (mit Wintergarten).

Gartenkultur und Berliner Kultur, Lokalität und Internationalität: eine bessere Gelegenheit gibt es nicht, diese fruchtbar mit einander zu verknüpfen – auf allen Ebenen. Denn bereits am Standort von Datscha-Radio verschränken sich vielfältige Interessen: Lokalpolitik und Stadtpolitik, Ost und West, Stadt und Land, Lokalität und Internationalität.

Gartenpolitik

Weniger als 200 Meter von der 665 entfernt verlief bis 1989 die Mauer, die das ostdeutsche Rosenthal vom westlichen “Märkischen Viertel” trennte. Die Gartenanlagen der “Einigkeit” bestehen seit 1915.  Nach der Wende galten sie zunächst als  “Kleingartenanlage”, bald jedoch begann ein juristisches Tauziehen um ihren offiziellen Status, das bis heute anhält. Grund dafür ist die Größe der Parzellen (im Schnitt 600 qm) und ihre zum Teil recht großzügigige Bebauung, die den deutschen Kleingartenrichtlinien zuwiderlaufen.
2005 wurden den Kleingartenanlagen der “Einigkeit” ihr Status als “Klein”-gärten abgesprochen. So drohte zum einen ein “Rückbau” der Gärten auf “offizielles” Maß, zum anderen deren Umwandlung in Bauland. In unermüdlichen Verhandlungen mit der Stadt gelang es dem Verein “Einigkeit”, den aktuellen Status der Gartenanlage rechtlich als “Erholungsanlage” zu verankern… zumindest bis zum Jahr 2025.

Mit Datscha-Radio gibt es eine weitere Stimme für den Erhalt der Gartenanlagen der “Einigkeit”.

Format und Realisation

Datscha-Radio wird realisiert im Zeitraum zwischen Fr., 24. August und Fr., 31. August. 24 Stunden Gartenradio täglich.

Der Wintergarten. Noch ohne Radiotechnik

Seit  Mitte Juni laufen  die Vorbereitungen für unser Programm, begonnen mit den ersten Ankündigungen im WWW und per Post an die „Gartenfreunde“. Denn ein wesentlicher, beitragender Faktor sind die Gärtner von Einigkeit e. V., ihre Musik, ihre Meinungen und ihre Präsenz.

Datscha-Radio präsentiert eine Mischung aus festen Features, Live-Events und Musikprogramm. Der Wintergarten wird dazu zum Studio umgebaut.  Seit Mitte Juni laufen  die Vorbereitungen für unser Programm.

Der Ablauf folgt einer lockeren Struktur, die sich über die „festen“ Features und das Live-Zeitfenster ergibt. Datscha-Radio ist – wie der Garten an sich – „organisch“. Es ist in Bewegung, es wächst, es kann die Richtung, das Thema oder das Genre wechseln, wenn vor Ort eine neue spannende Situation entsteht.

Team

Bei Datscha-Radio arbeiten momentan: Gabi Schaffner (schaffnerin.net:Projektleitung/Redaktion); Pit Schultz (reboot.fm, klubradio GmbH: Technische Leitung/Redaktion; Diana McCarty (reboot.fm: Redaktion), Verena Kuni (GUNSTradio/radiator x: Redaktion).

Inhalte

Die Inhalte von Datscha-Radio werden zusammengetragen von den Mitgliedern der Garten- und Siedlergemeinschaft Einigkeit e. V. , einer Auswahl von Berliner und (inter)nationalen Künstlern (Einladung und Open Call) und in Kooperation mit internationalen (Garten-)Radiosendungen.

 Künstler und Gärtner beim Philosophieren

Die einzelnen Formate gliedern sich in:

  • Garten-Themen (Literatur, Diskurs, Philosophie, Kunst)
  • Garten-Specials (Fachwissen Pflanzen, Gartenbautipps, Gartenrezepte)
  • Live-Sets (Konzerte, Gespräche, Lesungen)
  • Garten-Musik (auf Vorschlag der Gartenfreude, internationale Beiträge)
  • Nachtschleife (Feldaufnahmen/Kompositionen/Ambient zum nächtlichen Garten, 3 mal 3 Stunden)
  • Spontanbeiträge (Live, je nach Gelegenheit)
  • Gastsendungen (Beiträge anderer Radiostationen, international)

Weiteres: siehe “Formate”.

Dokumentation

Das Radio auf der Schwelle zur Welt

www.datscharadio.de wird als online-Dokumentation und Archiv für mindestens drei Jahre bestehen bleiben. Ausschnitte aus Sendungen, Texte, Links, eine Auswahl der Biografien und Arbeiten beteiligter KünstlerInnen und das gesammelte Bildmaterial stehen der Öffentlichkeit (z. T. auch als Download) zur Verfügung.

Eine kleinere Auswahl an Material wird Eingang finden in eine gedruckte Dokumentation. Geplant ist ein Katalog, ca. 48 Seiten, zweisprachig, farbig. Auflage: ca 250.

Unterstützer und Förderer des Datscha-Radios:

Garten- und Siedlergemeinschaft Einigkeit e. V.

Amt für Weiterbildung und Kultur Pankow

Rindchen’s Weinkontor. Berlin – Charlottenburg

 

Die Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis erforscht nachhaltige Lebensstile und neue Wohlstandsmodelle, fördert und vernetzt Offene Werkstätten, Interkulturelle und urbane Gemeinschaftsgärten sowie Initiativen zur nachhaltigen Gestaltung von Regionen.
Selbermachen ist das neue Kaufen. Teilen statt besitzen, Wertschätzung des Nahraums, Unabhängigkeit von globalen Konzernen und mehr Zeit für Wesentliches gilt als neuer Wohlstand.

 

 

 


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