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Weltgärtnern

Berichte und Bilder aus verschiedenen Gärten der Welt

Foto: Gabi Schaffner

18:30 Uhr: Die Stunde, in der sich das Grün der Pflanzen und das Rot der Erde zu einem weichen, stumpfen Grau in der regenfeuchten Luft verweben. Aus den Schatten breiten sich tiefere Schatten aus und knapp 10 Minuten später steht die Landschaft nurmehr als hingetuschter Schattenriss vorm Auge.

Das Gurukula Botanic Santuary (GBS) liegt eine Stunde Fahrt mit dem Jeep vom Dörfchen Manantavady entfernt und zwei Stunden von dem Dorfstädchen Palmatta, wo mich der Busfahrer auf dem Hinweg im Stockdunklen 4 Uhr morgens abgesetzt hatte. Das Gebiet gehört den Ghat Mountains der Provinz Kerala, 350 km südwestlich von Bangalore. Gurukula bedeutet die „Familie der Lehrer“ – abgeleitet von dem Wort „Guru“ für Lehrer. Der Gründer des GBS, Wolfgang Theuerkauf, allerdings sah die Natur an sich als Lehrerin an… und so meint Gurukula hier “die Familie Natur”.

Hier einige Ansichten des wundersamen Ortes:

 Theuerkauf war kein ausgebildeter Gärtner oder gar Biologe als er sich Anfang der 70er (von Berlin kommend!) als knapp 23-jähriger sich auf ein Stück Land in den Bergen Keralas zurückzog um dort seine Arbeit als Bewahrer der Flora des Regenwalds zu beginnen. Als einer der Ersten war er von der Wichtigkeit der „kleinen Pflanzen“ und der ihnen verbundenen Mikroklimata überzeugt. Während in den benachbarten Gebieten abgeholzt wurde, erntete er aus Astgabeln- und Löchern, von Stämmen und Stümpfen zahllose Exemplare, denen er in seinem „Sanktuarium“ liebevoll ein neue Heimat gab. 40 Jahre dauerte es, dieses gemeinsam mit seiner Frau Leela und den GärterInnen der Umgebung aufzubauen.

Theuerkauf starb im November 2014 und bis heute ist in den deutschen Medien sehr sehr wenig über ihn und die 40 Jahre seines Lebens zu lesen, die er der Rettung bedrohter Pflanzen widmete. Das ist verblüffend, aber nicht vollkommen überraschend. Bis heute agiert das GBS in Sachen Medien zurückhaltend; einem Team des National Geographic wurde sogar untersagt, die Organisation namentlich zu erwähnen. Es sei „nicht die Art von Publicity, die sie wollten“, bemerkt die Vorsitzende des GärtnerInnenkollektivs Subrabha Seshan kritisch.

Zentrum des botanischen Paradieses ist ein Gebäudekomplex, der sich auf verschlungenen Wegen über kleine Terrassen  in  wundersam vollendeter zärtlicher Balance zwischen Wildnis und Kultur hinstreckt: Das Hauptgebäude birgt einen gusseisernem Herd groß wie ein Hexenhaus an der Stirnseite der Halle und wurde – wie die meisten anderen Häuser auch – von Wolfgang Theuerkauf in Zusammenarbeit mit einem Schweizer Architekten gebaut. Stufen und Wege tiefer kommen schlichte Schlafräume, ein Badehaus mit Balsaminen geschmückten Dach, Toilettenhäuschen (Steinboden!), und immer wieder durchschossen von den Topologien gärtnerischer Tätigkeit: Gelbschwarz gestreifte Wasserschläuche winden sich wie träge Schlangen über Wege, Plätze und die in Stein gehauenen Stufen entlang überdachter Beete und Stellplätze für Töpfe. Jede Terrasse hat ihren Wasseranschluss stehen in handgemauerten steinernen Becken mit Abfluss, die sowohl der Trinkwasserversorgung dienen als auch dem Abspülen schlammiger Sandalen.

Galerie Workspaces:

Ich bin vom ersten Augenblick an berührt und beeindruckt von der unübersehbaren Sorgfalt und Liebe, die dem Regenwaldgarten von GBS sein Gefüge und seine Aura verleihen. Jede einzelne Pflanze ist sichtbar an ihren Ort gesetzt und mit passenden Gefährten umgeben. Jeder Baumfarn, jede Orchidee ist mit Schnüren gesichert an ihren Baum gewöhnt worden, bis sie dort eigenständigen Halt fand. An jeder Ecke finden sich architektonische Konstrukte aus porösen und moos- oder farnbewachsenen Ziegelsteinen, die prächtigen Nestfarnen oder außerordentlich behäbigen Bromelien Wurzelhalt geben. Unter Dächern aus hellem Wellplastik stehen ungezählte Töpfe mit Ablegern verschiedener Pflanzenfamilien: Anthurien (Flamingopflanzen), Arums, Bromelien und eine Unzahl an Impatiens wächst unter und zwischen Bäumen, Baumfarnen und Beeten.

Unvermeidlich: Die Galerie der Blumen!

Kompost wird von den GärtnerInnen selbst hergestellt, ebenso wird auch altes Plastik recycled und als Untersatz für Töpfe genutzt. Wegen des Regens umhüllt von Plastikplanen in abenteuerlichsten Farbkombinationen und in Gummistiefeln wegen der Erdegel arbeiten die GärtnerInnen von morgens 8 bis ca. 17 Uhr abends. Viele kommen aus den umliegenden Dörfern, alle haben einen gärtnerischen Hintergrund und bringen lokales Wissen um Planzkultur und und Botanik mit. Sie lächeln wenn ich vorüber gehe, mit meiner Kamera und meinem Rekorder, sie sind nicht weniger schüchtern als ich, auch wenn einige durchaus  Englisch sprechen.
Angeschlagen von meiner Klimaschockerkältung lehne ich lange Stunden auf den Stuhl auf meiner Veranda und bewundere ihre Unverdrossenheit und die erfinderische Praxis, mit der einfache Planen mit neonfarbenen Pluderhosen und geblümten Kurtis in Kombinationen gebracht werden können, die jeden Modemacher auf den Champs Elysees vor Neid erblassen lassen würden.

Gurukula gardeners. Foto: Gabi Schaffner

Mit Hereinbruch der Dunkelheit beginnen die Baumfrösche mit ihren sonderbaren Lauten: Es klingt hell, hohl und hölzern. Ein bisschen so wie diese Klanghölzer, die man eher Unbegabten im Musikunterricht in der vierten Klasse zum Mitklappern gegeben hat. Im Teich hinter dem Haus öffnet eine Seerose ihren Kelch. Das Interview, das ich mit Subrabha Seshan, gestern, am 16. September 2017 geführt habe, steckt in meinem Rekorder… und kommt demnächst auch auf den Blog. Bis dahin: Sternenstille.

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Conrad Ferdinand

He was a man of many interests, some great loves in his life and one obsession: PLANTS! Forthcoming soon are a documentation of the visit to the Melbourne herbarium at the Royal Botanic garden and interviews with Pina Milne, Managing Director of the Herbarium’s Collections and with Sara Maroske, a researcher, publisher and renowned expert on the biography of German botanist Ferdinand von Mueller, showcasing some of his handwritings and personal belongings.

Keep patient – translation and more images will follow.

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FlorettseidenbaumDer Florettseidenbaum, gehörig zur Familie der Malvengewächse, Unterfamilie Wollbaumgewächse, verblüfft durch einen ausgesprochen wehrhaften Stamm… und Unmengen handgroßer pinker Blüten. Dieser hier begegnete mir im Royal Botanic Garden in Melbourne.

Ceiba speciosa again

Es bleibt vielleicht zu erklären warum “Wollbaum” und erwähnenswert, dass der Stamm auch sehr bauchig werden kann, weil Wasser zu speichern vermag… (Interessierte können es aber auch selbst nachschlagen).

Ceiba speciosa

Australisch ist er ebensowenig wie die antarktische Buche, die mich wundern ließ, wie es denn Buchen am Südpol geben könne. Aber es ist ja auch eine “Scheinbuche” (Nothofagus antarctica), ordentlich eingereiht in die Familie der Scheinbuchengewächse und den “Buchenartigen” zugeordnet. Beide stammen ursprünglich aus Südamerika… und antarktisch meint hier der südlichen Halbkugel zugeordnet.

Scheinbuchecamelia 3

Unmöglich lässt sich die Fülle der Pflanzen in einem kurzen Eintrag wiedergeben, noch dazu, wo eigentlich Staunen viel schöner ist als Wissen…

Araucaria strange fruits

View RBG from ornamental lake

 

Der botanische Garten Melbournes ist ausgedehnt, sehr gepflegt und gewährt freien Eintritt. Er beherbergt außerdem eines der größten Herbarien der Welt, doch dazu später.

 

abutilon 2

View Vegetation

sunny papyrus

Obwohl  in Melbourne fast kein Vorgarten ohne (englische) Rosen auskommt, haben sie im botanischen Garten eher Seltenheitswert. Es gibt einen umrankten Pavillion, dessen schattige Basis ganzen Büscheln von Aronstab Heimat bietet und einen kleinen, eher abgeschlagenen liegenden Parcours.

Last summer roses

newly restored rose pavillion RBG

happy arum

Das Augenmerk liegt – dem Klima entsprechend – auf Nachgestaltungen australischer (Wald)landschaften und pazifisch/asiatischer/afrikanischer Habitate sowie auf Sammlungen zu einzelnen Pflanzenfamilien: Kamelien, Clematis, Farne oder auch Eichen, Eukalyptus und Bambus.

strange fruits 2

Die Pfade sind gesäumt von vielgestaltigen Schönmalven (Abutilons),  Kamelien, Begonien und anderen Gewächsen… um das wenigste zu sagen.

abutilon 1

Camelia

Gelegentlich liegen seltsame Früchte auf dem Asphalt und von fern, später in der Nähe, lassen sich die metallischen kurzen Pfiffe der Glockenhonigfresser (auch Glocken-Schwatzvögel oder eben [Manorina melanophrys) hören.

strange fruits 3

Begonias

Also alles sehr idyllisch, vor allem früh morgens, wenn die Touristen noch schlafen. Hier noch einige Ansichten mehr – sowie die blaueste Blume von allen.

some kind of aloe

not sage but similar

bluest of all flowers

 

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Clover Aboretum

Versteckt in den australischen Alpen liegt ein geheimer Garten, direkt neben der „Bogong High Plains Road“, die sich vom Mount Beauty hoch nach Falls Creek windet.

Clover war in den frühen 40ern des letzten Jahrhunderts ein Dorf mit 17 Häusern und Heimat der Arbeiter, die für das Kiewa Staudammprojekt arbeiteten. Das kühle und feuchte Klima wurde in den 50ern als Gesundheitsrisiko eingeschätzt und so zogen die Männer mit ihren Familien zurück nach Mt Beauty. Die Häuser wurden verkauft und der Ort eingestampft… und die ehemals gepflanzten Bäume der Natur überlassen.

Die Buschfeuer von 2003 fügten dem Aboretum schwere Schäden zu, beinahe 60 Prozent des Baumbestands verbrannten, Rehe knabberten die jungen Setzlinge weg bis ein 1994 gegründetes Komitee sich des Gartens annahm.

Unter den nicht-nativen Bäumen finden sich die sehr europäische Rosskastanie, japanischer Ahorn, ein Tulpenbaum sowie die unvermeidlichen Rhododendren.

Vollständiger Text und Originalquelle:
http://www.bordermail.com.au/story/2165772/clover-arboretum-makeover-for-a-slice-of-heaven/

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Botanische Hosentasche

Ab nächste Woche wird wieder am Wegesrand gesammelt: Seltsame Kängurublumen, falsche Verben, scheint’s ordinäre Disteln und was das Land um Bogong, Mt. Beauty und Falls Creek noch so hergibt…

blue fern

thistle

fake verbena

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[Übersetzung folgt] The Sortino Honey Festival starts on the 23rd of September, a three day fiesta dedicated to this most cherished product of the region: Hyblean Honey. A definite reason to visit one of Sortino’s most reknowned bee farmers.The honeys of the Sortino region are famous for their delicate aromatic mixture of sweetness and character. The honey making culture here is one of the oldest in the world. Hyblean Honey is only produced within a small region of Sicily and the towns of Sortino, Ragusa and Ferla belong to the heart of it.

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Gianfranco Pagliaro is a beekeeper in the 4th generation already. There are 4-5 professional apiculturists made their home in the region and there are many more that produce on a smaller and more private scale.
Signore Pagliaro owns about 400-500 hives that are located in different parts of the country. Asked about the amount of honey that gets produced in a year, he says that this can be very different, depending on the weather and the flowering seasons of plants. Our aim that day was twofold: a) recording the sound of bees in their box b) capturing a true Sicilian song. Together with the musician Sebastiano, Gianfranco and me set our to visit his farm that is located some kilometres outside of town.

The wide room inside the farm hosts three big steel containers, a work table, staples of new as well as used bee homes; a side room serves as an office. The containers currently hold three kinds of honey: Thyme, Millefiori and Eucalyptus.

bee hive

To keep the bees from stinging while putting the microphones into the bee box Gianfranco brings up a traditional “smoke machine” with an attached bellow:

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While the recording is made, Signore Pagliaro comes forth with his truest treasure: a spirit made from honey. Each beekeeper of the region does his/her own version of this but all of them keep the recipe secret, it is only delivered from father to son.

the spirit of honey 1

the spirit of honey 2

In order to describe its taste one would have to write a poem… enough said!

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In his office Gianfranco shows us the picture of his grandfather fabricating one of the boxes then used as beehives by hand. One of these still sits on top of his shelf.

Signore Pagliano's grandfather

Of course we have a degustation. While Millefiori (onethousand flowers) is the offinical “wildflower honey” of Siciliy and probably the one best known in the world, Signore Pagliari also produces thyme honey and the eucalyptus and orange blosssom kinds. Thyme is the sublest in taste while  eucalyptus is the darkest, in mood as well as in colour. There was no orange blossom honey this year, alas: It has been unusual and the reason for it is unknown yet, but the flowering of the orange trees this year was very poor and so: No orange blossom honey in 2016!

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After tasting the honey and some more shots of the miraculous honey spirit we came to the musical part.

Sebastiano's guitar
All recordings can be accessed on this blog, not now though, but in a later update :)

 

 

 

 

 

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Verbotene Frucht

Hätte die Schlange uns anstelle des Apfels eine Kaktusfrucht angeboten (Opuntia ficus-indica),  wären wir heut immer noch unschuldig – wenn auch bedeckt mit kleinen entzündeten Beulen…

Die Sonne brennt, die Sicht verschwimmt in der Hitze, und der Boden des Kaktushains nahe dem Strand von Fontane Bianche ist voll mit pieksendem Unkraut und umher kullernden Kaktusfeigen. Deren winzige, mit Widerhaken versehene Stachelpolster können bösartig sein, daher sammle ich sie mithilfe einer Plastiktüte (statt Lederhandschuh) auf. Aber so oder so stecken doch ein paar dieser heimtückischen Glochidien in meiner Haut. Dazu stellt sich heraus, dass die Stachelchen vollkommen ungerührt auch Plastik durchstechen können.

Transportlösungen:

paper cactus bag
leopardcastusbag

Wikipedia liefert ermutigende Infos zum Thema:

Glochidien (singular “Glochidium”) sind haarfeine Stacheln, im allgemeinen mit Widerhaken versehen, die um die Areolen von Kakteen der Familie der Opuntien gruppiert sind. Diese Glochidien fallen leicht von der Pflanze ab und verhaken sich in der Haut, wo sie Reizungen hervor rufen können. Verbleiben die Glochidien in der Haut, kann dies eine monatelang andauernde Dermatitis zur Folge haben.

Glochidien sind schwer zu entfernen. Bei dem Versuch sie herauszureißen bleiben die ca. 20-30 Mikrometer großen Widerhäkchen in der Haut stecken und verursachen dort eventuell Granulome (geschwulstähnliche Gewebeneubildungen). Probiert man, die Stacheln heraus zu lecken oder zu saugen, könnten sie sich an der Zunge verankern. Bekannte Methoden die Glochidien loszuwerden beinhalten die Verwendung von Heftpflaster, das hinterher abgerissen wird und heißem Wachs wie es bei der Haarentfernung gebräuchlich ist.  Martinez et al. untersuchten verschiedene Methoden um Glochidien aus der Haut von Hasen zu entfernen. Sie prüften dabei die Verwendung von Pinzetten, Klebstoff, Unterdruck-Atemmasken, Klebeband, Paketband und Pinzettenanwendung in Verbindung mit Klebstoff.

Die effektivste Methode war die Pinzette, wobei 76% der Stacheln entfernt wurden. Eine weitere Methode bestand im Auftragen einer dünnen Schicht Haushaltskleber, der mit dünnem Mull bedeckt etwa eine halbe Stunde lang antrocknete und dann abgelöst wurde: 63% der Glochidien waren damit erfolgreich entfernt.  Die Atemmaske sowie die Klebebänder erbrachten 40% und 30% Stachelausbeute. Allerdings zeigte sich hier drei Tage später eine höhere und länger andauernde Entzündungsrate als gänzlich ohne Behandlung. Wiederholte Anwendungen mit Klebeband verbesserten das Ergebnis nicht. Nach Martinez besteht die effektivste Methode darin, erst den Großteil der Stacheln mithilfe einer Pinzette zu entfernen und den Rest mit Haushaltskleber anzugehen. Hierbei beträgt die Erfolgsrate 95 %.

Pinzetten gab’s  keine im Haushalt. Soweit aber ist trotzdem alles ok und in der Tat schmecken die Kaktusfrüchte eigentlich ganz gut und sehen innen wirklich wie Feigen aus.

opuntia fruit
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Columbia Road Flowermarket

Der Blumenmarkt in der Colombia Road im Osten Londons… Farbexplosionen und großes Durcheinander von Stimmen, Tüten, Händen und Hüten.

Hier ein paar Ansichten:

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