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Schaugräber

Die Verbindung von Tod und Blumen ist dem Hessen ebenso geläufig wie die Verbindung von Blumen und Schönheit. Entsprechend gibt es eine spezifische Ästhetik der Grabgestaltung und -bepflanzung, die innerhalb der mitteleuropäischen Kultur relativ konstant ist: Stein, Bodendecker, Grablicht bzw. Gefäß für Blumen.

Die Anlage von Mustergrabanlagen auf den regionalen Landesgartenschauen Deutschlands ist ein Phänomen, dass seit ca. einer Dekade auffällig ist. Der phänomenologische Schlüsselreiz liegt in der Tatsache, dass  keine Toten untergebettet sind. Es handelt sich um reine Schaugräber, die zu Werbezwecken bzw zur Inspiration interessierter kunden angelegt werden.

Regionale und überregionale Verbände von Friedhofsgärtnereien gestalten die Schaugräber nach den neuesten Maßgaben des mitteleuropäischen “Lebensgefühls”: Die Betonung von Individualität und Kreativität führt zu einer “innovativen” Grabästhetik, die sich auch auf der Landesgartenschau Gießen 2014 inszeniert.
Der formelle Ansatz ist getragen vom Willen zu einer Ästhetik, die neue Materialien, Formen und Geometrien mit dem Massengeschmack zu verbinden sucht. Das an sich Makabere ist entschuldigt mit dem Verweis auf Information, Professionalität und emphatischer Schöpfung.

 

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