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Observationen: FAQs & Besuchernotizen

besuchernotizen

Nachgereichte Notizen:

Während der Wohnwagen auf der Wiese sofort als ein Element der eigenen Lebenswelt begriffen wird, stellt die Frage, was „Datscha Radio“ eigentlich ist und macht, für die Besucher eher ein Rätsel dar.

Hier eine Auflistung der häufigsten Fragen, in geschätzten Prozenten von 100 Besuchern (Direktkontakt) im Zeitraum vom 26. April – 8.Mai und vom 3. – 14. Juni:

Was machen Sie hier eigentlich?                 100%

Kann ich das Radio jetzt hier hören?           55%

Was ist ein Audiokomposter?                       84%

Schlafen Sie auch hier?                                  60%

Wie geht das mit dem Radio?                       26%

Was ist das für ein Wohnwagen?                   8%

Und Sie sind hier die ganze Zeit?                 65%

Nach Klärung der Fragen sind die Reaktionen durchweg positiv. Frauen und Paare (vor allem Frauenpaare) sprechen eher auf die sozialen Komponenten an und setzen sich gern auch zum Zuhören hin. Männer interessieren sich im Durchschnitt mehr für die technischen Parameter und testen eventuell den Zugang zum Player von ihrem Smartphone aus. Junge Leute finden das Projekt „cool“ oder „abgefahren“. Das Durchschnittsalter der Besucher ist +/- 50 Jahre. Gruppen, besonders solche mit hohem Seniorenanteil und/oder Gehbehinderten, begnügen sich in der Regel mit der Hinweistafel. Erwachsene in Begleitung von Kindern werden entweder von diesen zum Besuch verlockt oder sie kommen, um die Aufmerksamkeit ihrer Sprösslinge auf etwas zu richten, das beide Parteien gleichermaßen interessant finden könnten: „Schau mal, hier kannst du gucken, wie es in einer Radiostation aussieht. – Dürfen wir mal reinschauen?“

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Auffallend oft wird die Anwesenheit der KünstlerIn überschwänglich begrüßt.

„Ach, endlich ist mal jemand da!“

„Schön, dass jetzt hier jemand ist. Was ich schon immer mal fragen wollte: …“

„Bleiben Sie jetzt bis zum Ende der Gartenschau hier?“

„Ja Sie! Datscharadio! Sie such’ ich schon die ganze Zeit!“

Einerseits sind es die Gästeführer der LGS, die für ihre Führungen Hintergrund-Infos benötigen. Zum anderen sind es die Besucher mit Dauerkarten, die regelmäßig das Gelände ablaufen. Obwohl die Internetadresse von Datscha Radio deutlich überall angegeben ist, wird der persönliche Kontakt einer Recherche vorgezogen. Die Tatsache, dass hier die „Sitten und Gebräuche“ einer Landesgartenschau im Fokus stehen, samt ihren Besuchern und der Lebenswelt Gießen, wird meist freudig registriert. Daher ist die Mehrzahl auch mit dem Fotografieren ihrer Person einverstanden.

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Drei Besucher vom 1. Mai. Das Wetter: regnerisch. Die Herren technisch versiert, die Dame amüsiert.

Das Element „Wildwuchs“ um den Caravan wird vorwiegend als „romantisch“ empfunden. Unter den „aufmüpfiger“ gesinnten Besuchern (Linke/ Aktivisten/Studenten) scheint eine gewisse Freude am Rebellischen durch. Das ungehinderte Wachstum der Gräser und Pflanzen wird klar als Gegensatz zum Präsentationkonzept der LGS begriffen, auch wenn diese selbst Wildwiesen zur Gestaltung der Flächen verwendet. Entsprechend wurde das versehentliche Niedermähen der Bepflanzung vom 14. Juni empathisch kommentiert.

„So ein Sch…!“

„Wie kann man nur!“

„Och, wie schaaade!”

„Ja, nee, ne! Ordnung muss halt sein, denken die.“

„Versteh’ ich nicht, versteh’ ich wirklich nicht! Das sind doch Pflanzen! Also, das kann man doch sehen, dass das ne Blume war… also ist… naja, jetzt nich’ mehr.“

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